Donnerstag, 13.12.2018, 18.00 bis 20.00 Uhr im Vorhoelzer-Forum der Technischen Universität München
„Was kann ich wissen?“
Als Immanuel Kant diese Frage vor über 200 Jahren aufgeworfen hatte, wussten die Wissenschaftler seiner Zeit darauf eine klare Antwort: Fakten entdecken, sammeln, gewichten und interpretieren, das galt als Königsweg zu sicherem Wissen und wies wissenschaftlicher Evidenz die Macht zur Erklärung der Welt und zur Auflösung von Konflikten zu. Im 20. Jahrhundert begann diese Gewissheit brüchig zu werden. Und am Beginn des 21. Jahrhunderts scheint die Autorität von Fakten weiter zu erodieren, so dass jetzt allenthalben vom postfaktischen Zeitalter die Rede ist. Die Gründe und die Effekte dieser Entwicklung, in der Wahrheit und Lügen, Fakt und Fiktion etc. neu vermessen werden, sind vielfältig und widersprüchlich. Neue Technologien, vor allem die Digitalisierung, erweiterte Beteiligungsansprüche in partizipativen Demokratien, das Bedürfnis nach Zukunftsgewissheit und sicheren Prognosen, aber auch handfeste Wirtschaftsinteressen und massive politische Verschiebungen – in diesem Kräftefeld wird heute wissenschaftliche Evidenz erzeugt und verhandelt. Über diese Herausforderungen an die Wissenschaft und die Fragen, die sich daraus ergeben, wollen wir diskutieren.
Programm
Prof. Dr. Karin Zachmann, Technikhistorikerin, TUM
Einführung und Moderation
Impulsreferate
Prof. Dr. Jens Kersten, Rechtswissenschaftler, LMU
Prekäre Evidenz: Die personalisierte Medizin aus juristischer Perspektive
Prof. Dr. Senja Post, Kommunikationswissenschaftlerin, Universität Göttingen
Zur Wahrheitssuche im Journalismus und in der Wissenschaft
Prof. Dr. Miranda Schreurs, Politikwissenschaftlerin, TUM School of Governance
Klimapolitik im postfaktischen Zeitalter: Die Ausbreitung der Klimaskepsis in den USA und der EU
Anschließend Stehempfang